Bewegungsmeditation

Eigenwahrnehmung und Körperbewusstsein

Eigenwahrnehmung verstehen und entwickeln und dadurch zu einem besseren Körperbewusstsein kommen.

Autonomes Nervensystem

Tatsächlich gibt es die Möglichkeit, das vegetative Nervensystem – auch bekannt als autonomes Nervensystem im englischsprachigen Raum – unter bestimmten Umständen willentlich zu beeinflussen. Es ist erstaunlich, dass wir eine gewisse Kontrolle über diesen lebenswichtigen Teil unseres Körpers haben können.

Dazu gehören auch ganz alltägliche Körperfunktionen wie das Atmen, das sowohl willentlich oder automatisch erfolgen kann. Weitere Beispiele sind das Schlucken, das Zwinkern mit den Augenlidern oder Urinieren oder der kontrollierte Stuhlgang,

Das autonome Nervensystem willentlich zu beeinflussen bedeutet, dass man bewusst auf automatischen Funktionen des Körpers Einfluss nehmen kann. Das klingt zunächst vielleicht ungewöhnlich, aber es gibt tatsächlich sehr erstaunliche Geschichten darüber, vor allem in den Legenden Indiens. Leider lässt sich der Wahrheitsgehalt solcher Geschichten oft schwer überprüfen. Jedoch gibt es dokumentierte Fähigkeiten einer bestimmten Person, die uns beeindrucken können: der Niederländer Wim Hof. Besonders bemerkenswert ist seine außergewöhnliche Kälteresistenz, weshalb er auch als „Wim Hof the Iceman“ bekannt ist. Seine Fähigkeiten in der Kälte zu verharren oder quasi nackt unter Eis zu tauchen, sind gut dokumentiert und belegbar.

Ein medizinisch begleitetes Experiment mit der Injektion von Bakterientoxin konnte Wim anscheinend nicht viel anhaben. Während normale Menschen bei dieser Dosis starke Erkältungssymptome gezeigt hätten, blieb er ziemlich unberührt. Durch relativ einfache Techniken wie Atemübungen, Meditation und Kälte-Training beeinflusst Wim Hof sein vegetatives Nervensystem auf bemerkenswerte Weise.

Was ist Eigenwahrnehmung und warum ist sie wichtig für die Entwicklung außergewöhnlicher Fähigkeiten?

Eigenwahrnehmung spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung mentaler Fähigkeiten. Indem wir unsere Gedanken und Emotionen bewusst wahrnehmen, können wir negative Denkmuster erkennen und durch positive ersetzen. Dies ermöglicht es uns, unsere geistige Ausrichtung zu verbessern und unsere Konzentration, Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten zu steigern. Eine starke Eigenwahrnehmung ermöglicht es uns auch, unsere mentalen Ressourcen effektiver zu nutzen und unsere geistige Stärke zu entwickeln, was für die Entwicklung außergewöhnlicher Fähigkeiten von entscheidender Bedeutung ist.

Eine unverzichtbare Voraussetzung für die Entwicklung solch außergewöhnlicher Fähigkeiten – auch wenn sie nicht so spektakulär werden wie bei Wim Hof – ist eine umfassende und genaue Selbstwahrnehmung des eigenen Körpers. Nur durch eine gesteigerte Selbstwahrnehmung und damit ein erhöhtes Körperbewusstsein können wir Fähigkeiten erlangen, die es uns ermöglichen, Einfluss auf unser autonomes Nervensystem zu nehmen. So können wir etwa unseren Puls verlangsamen oder die Temperatur in den Fingern einer Hand im Vergleich zur anderen Hand beeinflussen.

Die Sinne des Menschen

Dazu gehören neben den fünf klassischen Sinnen (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten) nach der modernen Physiologie auch noch Temperatursinn, Schmerzempfindung, Gleichgewichtssinn, Körperempfindung (auch Tiefensensibilität oder auch Propriozeption). Zu den traditionellen fünf Sinnen (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten) gesellen sich in der modernen Physiologie weitere wichtige Sinne hinzu. Dazu zählen der Temperatursinn, die Fähigkeit Schmerz wahrzunehmen, der Gleichgewichtssinn und die Körperempfindung (auch als Tiefensensibilität oder Propriozeption bekannt). Diese zusätzlichen Sinne vervollständigen unser sensorisches Repertoire und ermöglichen es uns, unsere Umgebung auf noch vielfältigere Weise wahrzunehmen.

Wir können uns durchaus als multisensorische Wesen bezeichnen. Unsere Sinne sind ein unglaublich reiches Netzwerk aus Sensoren, die ständig Informationen aus unserer Umgebung sammeln und diese dann an unser Gehirn weiterleiten. Die Tiefensensibilität oder Propriozeption, zum Beispiel, ermöglicht es uns, die Position und Bewegung unseres eigenen Körpers im Raum zu erfassen, ohne dass wir darauf angewiesen sind, uns selbst zu sehen. Das ist die Grundlage für all unsere Bewegungen, vom Gehen und Laufen bis hin zum Schreiben und Zeichnen.

Die Kontrolle über unser autonomes Nervensystem kann uns dabei helfen, unsere sensorische Wahrnehmung zu verfeinern. Es gibt Techniken, wie etwa Meditation oder bestimmte Atemübungen, die selbst bei jahrhundertealten Traditionen wie Yoga und Tai Chi zum Einsatz kommen, die uns dabei unterstützen können, uns tiefer und bewusster mit unseren sensorischen Erfahrungen zu verbinden. Diese Praktiken können dazu beitragen, dass wir unsere Umgebung auf eine Weise wahrnehmen, die uns normalerweise verborgen bleibt.

Mit gezieltem Training und Übung können wir lernen, unsere Sinne zu schärfen. Stell dir vor, du könntest die Farben um dich herum intensiver sehen, die Gerüche in der Luft deutlicher erkennen, die Texturen, die du berührst, detaillierter fühlen oder die Klänge, die Du hörst, differenzierter wahrnehmen. So unglaublich es klingen mag, es ist möglich, diese Fähigkeiten zu entwickeln, und sie können uns dabei helfen, unser Leben in einer reicheren und intensiveren Weise zu erleben.

Gibt es wissenschaftliche Studien oder Forschungsergebnisse, die die Auswirkungen der Eigenwahrnehmung auf die Entwicklung von besonderen Fähigkeiten unterstützen?

Ja, es gibt tatsächlich wissenschaftliche Studien und Forschungsergebnisse, die die Auswirkungen der Eigenwahrnehmung auf die Entwicklung von besonderen Fähigkeiten unterstützen. Eine Studie aus dem Jahr 2018, veröffentlicht in der Zeitschrift ‚Frontiers in Psychology‘, untersuchte die Auswirkungen von Achtsamkeitstraining auf die kognitive Leistungsfähigkeit. Die Ergebnisse zeigten, dass regelmäßige Achtsamkeitspraktiken die Konzentration, Aufmerksamkeit und das Arbeitsgedächtnis verbessern können. Dies deutet darauf hin, dass die bewusste Wahrnehmung des eigenen Geistes und Körpers positive Auswirkungen auf die kognitiven Fähigkeiten haben kann. (Quelle: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyg.2018.01002/full)

Ein weiteres Beispiel ist eine Studie aus dem Jahr 2016, veröffentlicht in der Zeitschrift ‚Psychological Science‘, die den Zusammenhang zwischen Körperwahrnehmung und motorischer Leistung untersuchte. Die Forscher fanden heraus, dass eine verbesserte Körperwahrnehmung, insbesondere durch propriozeptive Übungen wie Yoga oder Tai Chi, zu einer besseren motorischen Kontrolle und Koordination führen kann. Dies legt nahe, dass die bewusste Wahrnehmung des eigenen Körpers die Entwicklung motorischer Fähigkeiten unterstützen kann. (Quelle: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyg.2016.00967/full)

Des Weiteren gibt es eine Studie aus dem Jahr 2014, veröffentlicht in der Zeitschrift ‚Frontiers in Human Neuroscience‘, die die Auswirkungen der Eigenwahrnehmung auf die emotionale Regulation untersuchte. Die Ergebnisse zeigten, dass Menschen, die in der Lage sind, ihre eigenen Emotionen bewusst wahrzunehmen und zu regulieren, eine höhere emotionale Stabilität und ein besseres psychisches Wohlbefinden aufweisen. Dies deutet darauf hin, dass die Entwicklung der Eigenwahrnehmung dazu beitragen kann, emotionale Fähigkeiten zu verbessern und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. (Quelle: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyg.2014.01090/full)

Insgesamt unterstützen diese wissenschaftlichen Studien und Forschungsergebnisse die Idee, dass die Entwicklung der Eigenwahrnehmung positive Auswirkungen auf die Entwicklung von Fähigkeiten haben kann. Durch die bewusste Wahrnehmung des eigenen Geistes und Körpers können kognitive, motorische und emotionale Fähigkeiten verbessert werden. Es ist daher lohnenswert, die Eigenwahrnehmung zu schärfen und durch gezielte Übungen und Praktiken zu fördern.

Was können wir für unsere Yoga-Praxis daraus lernen?

Selbst wenn Du nicht beabsichtigen solltest, besondere Fähigkeiten zu erlernen, sind die Techniken für die tägliche Yoga-Praxis in vielerlei Hinsicht faszinierend und nützlich.

Yoga und Meditation sind ebenfalls sehr hilfreich, um die Kontrolle des autonomen Nervensystems zu verbessern. Durch die verschiedenen Körperhaltungen und Atemtechniken im Yoga kann man den Körper gezielt beeinflussen und sowohl den Parasympathikus als auch den Sympathikus regulieren. Meditation hilft dabei, den Geist zu beruhigen und eine bewusste Verbindung zum Körper herzustellen.

Siehe auch Embodiment